KZ-Friedhof St. Otilien
| Regierungsbezirk | Oberbayern |
|---|---|
| Landkreis | Landsberg am Lech |
| Plz/Ort | St. Otilien |
KZ-FRIEDHOF
Im April 1941 beschlagnahmte die Geheime Staatspolizei das Kloster St. Ottilien und richtete dort epi Reseivelazarett ein. Amerikanische Truppen befreiten am 28. April 1945 das mit fast 1.000 Kriegsverletzten überbelegte Lazarett gewaltfrei. Bereits einen Tag später konnten durch Vermittlung der Amerikaner etwa 450 aus Konzentrationslagern befreite, schwerkranke Juden im Lazarett aufgenommen und im Schulgebäude untergebracht werden.
Da fortlaufend ehemalige KZ-Häftlinge nach St. Ottilien gebracht wurden, errichtete die US-Armee noch im Mai 1945 ein DP-Hospital (DPs = Displaced Persons, sogenannte „Heimatlose Ausländer“). Es stand unter Aufsicht der internationalen Flüchtlingsorganisation UNRRA. Die Patienten waren meist überlebende KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter des Lagerkomplexes Kaufering sowie Kranke aus dem KZ Dachau und der Umgebung von Landsberg am Lech. Bis zur Auflösung des Hospitals 1948 existierte auf dem Areal des Klosters eine Israelitische Gemeinde, die ihr religiöses Leben und Brauchtum pflegte.
Zwischen 1945 und 1948 wurden auf dem Friedhof 65 Personen beigesetzt. Der erste Grabstein mit Davidstem und neun Namen wurde 1945 errichtet. 1950 erfuhr der Friedhof eine Umgestaltung:
Vier Gedenk- und zwölf Grabsteine mit Namen und hebräischen Inschriften wurden errichtet, eine Einfriedungsmauer mit Eisentor und Ruhebank wurde aufgestellt. Nach einigen Exhumierungen und Überführungen versetzte man 1968 die Grabsteine an die Mauer und Hecke. Seit 1972 ist der KZ-Friedhof mit 46 Toten aus den Konzentrationslagern und neun verstorbenen Zwangsarbeitern belegt. Die Bestatteten kamen aus Deutschland, Ungarn, Polen, Italien, Frankreich und Russland; die meisten sind namentlich bekannt. Im Friedhofsbuch des Klosters St. Ottilien sind zehn von ihnen christlichen Bekenntnisses: ein Reformierter, ein Evangelisch Lutherischer, drei Orthodoxe und fünf Römisch Katholische.
Der KZ-Friedhof in St. Ottilien steht unter Denkmalschutz. Für seine Pflege ist seit 2013 die Stiftung Bayerische Gedenkstätten zuständig.
Quelle: Infotafel vor Ort
Friedhof
Die jüdischen DPs waren infolge ihrer KZ-Haft extrem geschwächt, krank oder verletzt. Viele von ihnen starben kurz nach Aufnahme im DP-Krankenhaus, weil ihre ausgemergelten Körper die verabreichte Nahrung nicht vertrugen. Direkt nach Kriegsende gab es so viele Todesfälle, dass Massengräber auf dem Grundstück östlich des Klosterfriedhofs ausgehoben werden mussten. Erst nachträglich wurden einige Grabsteine errichtet.
Die erste Beerdigung nach jüdischem Ritus führte Rabbiner Aaron Weiß am i. Mai 1945 durch. An ihr mussten auf Befehl des US-Militärs Ärzte und Pflegepersonal des Wehrmachtslazaretts sowie die dort einquartierten deutschen Offiziere teilnehmen. Bis März 1948 fanden 65 weitere jüdische Beerdigungen statt. Auf demselben Areal befinden sich Gräber von Zwangsarbeitern und russischen Kriegsgefangenen, die nach ihrer Befreiung nach St. Ottilien gekommen waren.
In den 1950er und 1960er Jahren überführten zahlreiche Angehörige der in St. Ottilien bestatteten Jüdinnen und Juden .deren sterbliche Überreste nach Israel.
Die Toten wurden in einem abgelegenen Raum iih Seminar aufgebahrt, bevor sie auf einem Karren zu dem kleinen, rasch improvisierten Friedhof gebracht wurden. Der jüdische Ritus verlangt eine rasche Beerdigung, möglichst am selben oder am nächsten Tag. Dort hatte man ein Massengrab ausgehoben Anfangs wäre eine andere Art des Begräbnisses völlig unmöglich gewesen.
Erika Grube, Was ich am Ende des Krieges in St. Ottilien erlebt habe, 1990
Inschrift Grabstein:
Hier ruht
ein reiner und aufrechter Mensch
gottesfürchtig dem rechten Pfad..
folgend
sein Leben und das Leben
einer blühenden Generation zer-.
stört
er starb mit 49 Jahren
Benish David
aus Rumänien (Böhmen?)
Sohn des Shlomo Wilfson
aus der Stadt Heidekrug in
Litauen
am 6. Tag des Tamuz 5705
18. Juni 1945
Möge seine Seele eingebunden sein
im Bund des Lebens
Im gleichen Grab ruht ein
junger Mann.
Josef Miller •• .
gestorben am selben Tag
viel zu früh
im Älter von 24 Jahren
aus der Stadt Jurburg