Gedenkstein Todesmarsch Hallbergmoos

RegierungsbezirkOberbayern
LandkreisFreising
Plz/Ort Hallbergmoos
StraßeGrünecker Straße 24
KategorieNationalsozialismus - Mahnmal
SuchbegriffeTodesmarsch
Inschrift

ZUM
GEDENKEN
AN DIE
HÄFTLINGSMÄRSCHE
29. APRIL 1945

Häftlingsmärsche durch Hallbergmoos am 29. April 1945

In den letzten Kriegswochen sind mehrere Häftlings- bzw. Todesmärsche durch den Landkreis Freising dokumentiert. Grund dieser grauenhaften Züge war es, den vorrückenden Alliierten keine Häftlinge in die Hände fallen zu lassen. Durch Zeitzeugen belegt, zogen durch Hallbergmoos zwei Häftlingszüge. Zu den wichtigsten Quellen gehören die sogenannten „Einmarschberichte“ – die jeder Pfarrer der Erzdiözese München und Freising im Auftrag des Ordinariats abfassen musste.

Marsch von Neufahrn nach Hallbergmoos:

Am Sonntag, 29. April 1945, wurde der Zug gegen Mittag von Ludwig Bösl aus Mintraching beobachtet: Der Kirchenpfleger Pleßl aus Neufahrn führt mit acht Volkssturmmännern auf Befehl der SS etwa 350 KZ-Häftlinge nach Hallbergmoos. Hier übergab er den Elendszug an den Goldacher Volkssturm. Vermutlich kam der Zug von Dachau, dem 7. Konzentrationslager (KZ), das im Dritten Reich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft errichtet wurde. Erwin Gebhardt, Landwirt aus Hallbergmoos, erinnert sich an diesen Zug, da er auf der Wiese neben dem Anwesen seiner Familie pausierte. Ein Häftling kam in ihr Haus, um seiner Hirse wegzunehmen. Sofort eilte ein SS-Wachmann herbei und griff ein. Aber der Vater von Gebhardt gab dem Häftling ein Stück Brot – es hatte für ihn keine harten Sanktionen. Der Zug zog weiter. Einige Zeit später wurde der SS-Mann zusammen mit seiner Kameraden als Gefangener auf einem amerikanischen LKW abtransportiert. Über das weitere Schicksal des Zuges ist nichts bekannt.

Häftlingsmarsch aus dem Zuchthaus Straubing

Der Zug begann auf Befehl der SS am 25. April 1945 um 7.30 Uhr mit 3.000 Häftlingen unter starker Bewachung von ca. 100 Zuchthausbeamten in Straubing. Die in Pöcken gebildeten Häftlinge waren nicht gefesselt, hatten lediglich Feldgeschirr und etwas Brot dabei und trugen zumeist Holzschuhe. Ca. 1.200 wurden von Anstaltsärzten wegen schwerer Erkrankung zurückgelassen. Unter den ca. 400 Häftlingen aus Dachau befanden sich viele ausländische Häftlinge, u.a. auch Franzosen. Am 29. April 1945 traf dieser Zug in Freising ein, wobei die Stadt bereits am 28. April 1945 durch US-amerikanische Truppen besetzt war. Während des Marsches starben viele Häftlinge durch Erschöpfung. Etliche wurden erschossen. Andere Häftlings-Gruppen (zumeist ausländische Juden) wurden während des Marsches durch SS-Männer erschossen. Der Häftlingszug durch Goldach in Richtung Mintraching wurde nach einem MG-Feuer Beschuss vor der Isarbrücke aufgelöst. Nach dem Befehl zum Auseinanderlaufen verschwanden die Häftlinge und wurden von damaligen Goldacher oder Mintrachinger Bauernhöfen untergebracht. Die Isarbrücke wurde noch am gleichen Tag gegen 16.00 Uhr gesprengt.

Albert Labro
ehemaliger Bürgermeister aus Longwy / Nordfrankreich

Pierre Albert Labro überlebte den Elendsmarsch nur ein paar Tage. Als Straubinger Häftling war er krank, ausgemergelt und vor Hunger total erschöpft. Trotzdem gelang ihm die Flucht. In der Scheune des benachbarten Loibl-Bauernhofes verstarb er am 8. Mai 1945 um 5.00 Uhr morgens. Pierre Albert Labro wurde am 13. Mai 1945 auf dem Friedhof Hallbergmoos beigesetzt und im November 1946 in seine Heimatstadt überführt. Tod und Beerdigung sind im Sterbebuch der Gemeinde, ebenso im Matrikelbuch der Pfarrei vermerkt.

Quellen:

  • Chronik von Mintraching zur 1200 Jahrfeier
  • „Das Ende des 2. Weltkriegs im Erzbistum München und Freising“, 2005 – Verlag Schnell und Steiner GmbH, Regensburg.

Der Gedenkstein wurde errichtet durch den Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos. Für die freundliche Unterstützung ein Dank an:
MdL Benno Zierer, Zweckverband Wasserversorgungsgruppe FS-Süd, Bauunternehmen Rentz, Sparkasse Freising, Familie Selmayr

Quelle: Infotafel vor Ort