KZ-Ehrenfriedhof - Neunburg vorm Wald
| Regierungsbezirk | Oberpfalz |
|---|---|
| Landkreis | Schwandorf |
| Plz/Ort | Neunburg vorm Wald |
| Straße | Amberger Straße |
| Kategorie | Nationalsozialismus - KZ-Friedhof |
| Suchbegriffe | KZ-Friedhof |
Inschrift Gedenkstein
„IHR STARBET,
DAMIT WIR LEBEN !“
ZUR ERINNERUNG AN
615 UNBEKANNTE OPFER
DES TODESMARSCHES
FLOSSENBÜRG – DACHAU
APRIL 1945
1. Tafel: Todesmärsche durch Bayern
Anfang April 1945 beginnt die Auflösung des Konzentrationslagers Flossenbürg und seiner Außenlager.
Am 16. April werden alle jüdischen Gefangenen des KZ Flossenbürg in Viehwaggons abtransportiert. Wiederholt greifen amerikanische Tiefflieger den Zug an. In Schwarzenfeld werden über 200 Häftlinge verwundet und später von den SS-Bewachern erschossen. Die Überlebenden müssen zu Fuß weiter marschieren und gelangen am 21. April nach Neunburg vorm Wald. Die SS erschießt über 160 Häftlinge und lässt sie am Plattenberg verscharren. Die Überlebenden müssen über Neukirchen-Balbini weiter nach Stamsried marschieren.
Die endgültige Räumung des Lagers Flossenbürg beginnt am 19. April. Die SS teilt über 14.000 Häftlinge in Marschgruppen zu jeweils mehreren Tausend ein. Im Lager bleiben nur schwerstkranke Häftlinge zurück.
Das Ziel der Märsche ist das KZ Dachau. Doch die Marschgruppen treffen dort nie ein. Da die US-Armee schneller als erwartet vorrückt, irren die Kolonnen ziellos durch Bayern. Auch durch Neunburg führen Todesmärsche. Die SS schreitet energisch ein, wenn Häftlinge fliehen oder Einheimische ihnen Hilfe leisten.
US-Soldaten finden die verstreuten Gruppen und überführen sie nach Cham. Entlang der Marschrouten finden die amerikanischen Soldaten insgesamt mehr als 5.000 eilig verscharrte Tote.
2. Tafel: Sühnebegräbnisse
Die amerikanischen Befreier verpflichten die Zivilbevölkerung, die am Plattenberg verscharrten Häftlinge zu exhumieren. Am 29. April 1945 werden die Toten in einem Trauerzug nach Neunburg getragen und auf dem katholischen Friedhof beigesetzt. Die Bevölkerung muss den Toten an den offenen Särgen die letzte Ehre erweisen. Die US Army filmt und dokumentiert den Leichenzug und die Zeremonie, die auch in den USA große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.
Nach der Befreiung durch die Amerikaner befinden sich noch Hunderte von KZ-Häftlingen in Neunburg und Umgebung. In einem eilig eingerichteten Hilfskrankenhaus sterben täglich bis zu 20 Menschen an Krankheiten und Entkräftung. Sie werden in mehreren Sammelgräbern auf dem katholischen Friedhof beerdigt.
Im September 1946 entdeckt ein ehemaliger Häftling bei Zeitlarn 29 weitere notdürftig verscharrte Opfer eines Todesmarsches. Neunburger Bürger, vor allem ehemalige NSDAP-Mitglieder, müssen die Toten exhumieren. Die KZ-Opfer werden am Stadtrand von Neunburg beerdigt.
3. Tafel: Würdiges Gedenken
In ganz Bayern werden um 1950 KZ-Friedhöfe errichtet. Die zumeist provisorischen Gräber, die unmittelbar nach Kriegsende angelegt worden waren, sollen durch würdige Friedhofsanlagen ersetzt werden.
Auch in Neunburg wird am sogenannten Plattenberg ein großer KZ-Friedhof errichtet. Ehemalige polnische Zwangsarbeiter und KZ-Überlebende beteiligen sich daran. 1949/50 werden 65 KZ-Opfer auf den Friedhof umgebettet. Zuvor werden die Toten aus Friedhöfen im Landkreis Neunburg vorm Wald überführt, aber auch aus Pleystein, Regensburg und Weidenberg. Die meisten Toten sind Juden, von denen weder Name noch andere Angaben bekannt sind.
Die beträchtlichen Kosten für den Friedhof bringt unter anderem das Jüdische Komitee von Neunburg v. W. auf. Am 17. Juni 1950 wird der Friedhof eingeweiht. Es ist die größte Grabanlage für KZ-Opfer in Bayern. Selbst nach der Eröffnung werden Tote aus der Umgebung von Neunburg, noch Opfer der Todesmärsche oder Entkräftung, auf dem Friedhof zugebettet.
Im März 1953 wird der Friedhof das erste Mal geschändet, später kommt es wiederholt zu Beschädigungen. Seit 1952 ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen für die Betreuung aller KZ-Friedhöfe in Bayern zuständig. 1958 exhumiert der Französische Suchdienst fünf französische Opfer und überführt sie in die Heimat. Der örtliche Gartenbauverein pflegt die Anlage im Auftrag der Schlösserverwaltung seit 1975.
Quelle: Infotafeln vor Ort