Mahnmal - Zeugen Johovas
| Plz/Ort | Regensburg |
|---|---|
| Straße | Sankt-Georgen-Platz |
Am Georgenplatz 2 organisierte die Regensburger Gemeinde von Jehovas Zeugen ab 1933 Widerstand aus christlicher Überzeugung gegen das NS-Regime. Die Gläubigen versteckten verbotene Literatur, beteiligten sich an Protestaktionen und trafen sich regelmäßig an drei Orten zu verbotenen Hausgottesdiensten:
Am Georgenplatz, in der Lederergasse und im Stahlzwingerweg.
Kompromisslos und geschlossen widersetzte sich als Religionsgemeinschaft dem Führerkult ebenso wie dem Gruß „Heil Hitler!“, verweigerten den Kriegsdienst und traten für das christliche Prinzip der Gleichheit aller Menschen ein.
21 Zeugen Jehovas wurden in Regensburg verfolgt, 3 verloren ihr Leben.
1933–1945 wurden etwa 12.700 der damals 25.000 Zeugen Jehovas in Deutschland Opfer von Verfolgungsmaßnahmen, 9.000 waren in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert.
1.130 starben, weitere 620 in den besetzten Ländern – davon mindestens 548 Männer und Frauen durch Hinrichtung.
(Stand 2025)
Die Zeugen Jehovas, „Bibelforscher“ genannt, wurden in den KZ mit einem lila Winkel stigmatisiert. Durch Unterschrift einer „Erklärung“, ihrem Glauben abzuschwören, wären die Zeugen aus der Gefangenschaft freigekommen, doch nur wenige unterschrieben.
12. Dezember 1936 | 20. Juni 1937
In zwei reichsweiten Flugblattaktionen machte die Religionsgemeinschaft die Bevölkerung in Deutschland auf den NS-Terror aufmerksam und bekräftigte ihre politische Neutralität.
Mindestens drei Personen verteilten in Regensburg die Flugblätter.
„Wo die Menschenwürde missachtet wird, ist stets Widerstand angezeigt. Zur Menschenwürde gehört unabdingbar die Freiheit der Person, die Freiheit der Religionsausübung und Glaubensüberzeugung.
Dafür haben die Zeugen Jehovas in der NS-Zeit Zeugnis abgelegt und ihr Leben riskiert.“
Ilse Kammerbauer
Heinrich Lutterbach – Berufsmusiker im Orchester des Stadttheaters – wohnte am Georgenplatz 2.
Er leitete eine von drei gewaltfreien Widerstandsgruppen in Regensburg und verweigerte den Wehrdienst.
Um seine Berufsmusikerlaufbahn zu zerstören, teilte man der Reichsmusikkammer in Berlin 1936 seine Verurteilung mit. Im Gefängnis bekam er keine Geige, im KZ Gusen musste er zur Belustigung der SS im Lagerorchester Geige spielen.
Er überlebte 8 Jahre und 7 Monate Haft und Folterungen im Strafgefängnis Landsberg am Lech sowie in den KZ Dachau, Mauthausen und Gusen I.
Albin Relewicz aus Bochum verweigerte im Alter von 36 Jahren die Teilnahme am Luftschutzübungen und wurde deshalb 1943 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Im Gefängnis schrieb er eine geheime Nachricht an seinen Freund Josef. Sie wurde entdeckt und die Beamten folterten Albin offensichtlich während des einmonatigen „verschärften Strafarrests“.
Bereits wenige Tage später erklärten ihn Ärzte in mehreren medizinischen Gutachten für „gemeingefährlich geisteskrank“ und „verwahrten“ ihn ab Herbst 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus Prüll bei Regensburg.
Er starb am 21. Januar 1945.