Todesmarsch-Mahnmal - Degerndorf

RegierungsbezirkOberbayern
LandkreisBad Tölz-Wolfratshausen
Plz/Ort Degerndorf
StraßeKirchberg
StandortKirchenfriedhof
KategorieNationalsozialismus - Todesmarsch
SuchbegriffeTodesmarsch
Inschrift

ZUR ERINNERUNG
UND MAHNUNG

IM GEDENKEN AN DIE
28 KZ HÄFTLINGE, DIE
BEIM TODESMARSCH
IM APRIL 1945
UMS LEBEN KAMEN
UND HIER BEGRABEN
WURDEN.

QuellenMerkur.de - Münsing erinnert an 28 Opfer des Todesmarschs - Sie lagen in einem ehemaligen Massengrab [https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/muensing-ort29101/muensing-gedenktafel-fuer-opfer-des-todesmarschs-in-degerndorf-eingeweiht-91514166.html], abgerufen am 22.06.2025

Text der Infotafel (befindet sich an der Aussenmauer beim Treppenaufgang zur Kirche)

Den Opfern des Dachauer Todesmarsches

Nach der Evakuierung des Konzentrationslagers Dachau und seiner Außenlager im April 1945 wurden über 10.000 Häftlinge von SS-Wachmannschaften Richtung Süden getrieben. Dieser als „Todesmarsch“ bekannte Zug führte auch durch das damalige Gemeindegebiet von Eismann. In Eismann und weiterab von Degerndorf bei Bocking und Achmühle mussten die Gefangenen vom 28. bis 30. April 1945 lagern. Dutzende von ihnen überlebten diesen Marsch nicht. Einige starben an Hunger, Kälte oder durch die Brutalität ihrer Bewacher. Als sich der Zug am 30. April wieder in Richtung Eurasburg in Bewegung setzte, waren 68 Häftlinge nicht mehr am Leben. 28 Leichen brachte Degerndorfer Bauern auf diesen Friedhof.

Der zuständige Seelsorger, Expositus Ludwig Betzinger, begrub sie – in Missachtung nationalsozialistischer Weisung – an der Nordseite der Kirche in einem Massengrab. Unweit davon waren bereits am 17. Dezember 1944 sechs britische Soldaten nach einem Flugzeugabsturz in Degerndorf begraben worden. In seinem Bericht an Kardinal Faulhaber vom 20. Juli 1945 beschreibt Expositus Ludwig Betzinger seine Eindrücke:

„Etwa 7000 – 8000 Häftlinge lagern dort auf dem bloßen Boden, bei grimmiger Kälte, ganz erschöpft, dem Verhungern nahe – sie hatten auf dem ganzen Marsch von Dachau herunter nichts zu essen bekommen – viele können nicht mehr weiter – sie sterben am Wege unter der Peitsche der SS, die alles mit der Waffe in der Deckung hält, rücksichtslos jeden Weiteren zurückläßt – eine Hemdsärmel dünne Jacke über dem Körper, eine zerrissene Hose alles muss auf Fetzen. Statt der Socken schmutzige Lumpen um die Füße gebunden, statt der Schuhe plumpe Holzpantoffel… alles arme, bleiche Skelette, nur mehr mit Menschengestalt überzogen, manche hatten Wunden an den Füßen, geschwollene Hände…
Der Dreck, in dem sie lagen, sowie ihr Geruch war einfach unbeschreiblich… Manche unter ihnen waren derart abgemagert, dass sie eine Tasse Milch nicht mehr halten, dass sie zum Munde führen und trinken konnten, manche schleppten sich noch mit Aufbietung der letzten Kraft… und fielen dann vor Erschöpfung tot auf den Boden.
Überhaupt lagen die Toten auf dem Boden nur so herum – ein noch nie gesehenes Bild des Grauens! … Streng bewacht waren sie von 500 – 700 SS-Personen, die wie der Teufel in Menschengestalt, schlimmer als die Hunde, die sie als stete Begleiter bei sich hatten! Sie schlugen die armen Häftlinge mit Gewehrkolben und hetzten gegen sie die Hunde, die diesen Hilflosen Kleider und ganze Fetzen Fleisch vom Leibe rissen… Es ganze Bilder zum Weinen, wenn man diese Menschen, vom Regen völlig durchweicht, verhungert unbeschäftigt bis auf die Knochen, ohne jede Nahrung, ohne Dach über dem Kopf auf dem bloßen Waldboden im frischen gefallenen, etwa 20 cm tiefen Schnee, den sicheren Tode geweiht, liegen und hilflos liegen sieht.“

Zusammen mit Bauern aus Degerndorf organisierte der Seelsorger Betzinger Lebensmittel, Brot, Kartoffeln und Milch, um sie den Hungernden in das Waldlager zu bringen.
Nach dem Krieg errichteten ein schlichtes Holzkreuz an der Friedhofsmauer an das Grab der KZ-Häftlinge. Geplant war, es durch ein Erinnerungsstein zu ersetzen mit der gleich lautenden Inschrift:

„Frieden den Opfern – Friede der Welt. Hier ruhen 28 KZ Häftlinge, die während des Zwischenaufenthaltes auf dem Marsch von Dachau nach Tirol am 28.4.1945 ihr Leben lassen mussten.“ Ende der 50er Jahre wurde eine Reihe ähnlicher Begräbnisstätten angelegt, um die Opfer an zentralen Gedenkorten zu bestatten. Im Januar 1960 wurden deshalb auch die 28 Toten von Degerndorf exhumiert. Sie ruhen heute auf dem KZ-Ehrenfriedhof in Dachau Leitenberg. An ihrer Stelle wurde ein neuer Gedenkstein in Anlehnung die Todesmarschskulptur von Prof. Hubertus von Pilgrim. 2022 wurde auf dem selben Friedhof ein Gedenkstein aufgestellt. Text: Max KronawitterNach der Evakuierung des Konzentrationslagers Dachau und seiner Außenlager im April 1945 wurden über 10.000 Häftlinge von SS-Wachmannschaften Richtung Süden getrieben. Dieser als „Todesmarsch“ bekannte Zug führte auch durch das damalige Gemeindegebiet von Eismann. In Eismann und weiterab von Degerndorf bei Bocking und Achmühle mussten die Gefangenen vom 28. bis 30. April 1945 lagern. Dutzende von ihnen überlebten diesen Marsch nicht. Einige starben an Hunger, Kälte oder durch die Brutalität ihrer Bewacher. Als sich der Zug am 30. April wieder in Richtung Eurasburg in Bewegung setzte, waren 68 Häftlinge nicht mehr am Leben. 28 Leichen brachte Degerndorfer Bauern auf diesen Friedhof. Der zuständige Seelsorger, Expositus Ludwig Betzinger, begrub sie – in Missachtung nationalsozialistischer Weisung – an der Nordseite der Kirche in einem Massengrab. Unweit davon waren bereits am 17. Dezember 1944 sechs britische Soldaten nach einem Flugzeugabsturz in Degerndorf begraben worden. In seinem Bericht an Kardinal Faulhaber vom 20. Juli 1945 beschreibt Expositus Ludwig Betzinger seine Eindrücke: „Etwa 7000 – 8000 Häftlinge lagern dort auf dem bloßen Boden, bei grimmiger Kälte, ganz erschöpft, dem Verhungern nahe – sie hatten auf dem ganzen Marsch von Dachau herunter nichts zu essen bekommen – viele können nicht mehr weiter – sie sterben am Wege unter der Peitsche der SS, die alles mit der Waffe in der Deckung hält, rücksichtslos jeden Weiteren zurückläßt – eine Hemdsärmel dünne Jacke über dem Körper, eine zerrissene Hose alles muss auf Fetzen. Statt der Socken schmutzige Lumpen um die Füße gebunden, statt der Schuhe plumpe Holzpantoffel… alles arme, bleiche Skelette, nur mehr mit Menschengestalt überzogen, manche hatten Wunden an den Füßen, geschwollene Hände…
Der Dreck, in dem sie lagen, sowie ihr Geruch war einfach unbeschreiblich… Manche unter ihnen waren derart abgemagert, dass sie eine Tasse Milch nicht mehr halten, dass sie zum Munde führen und trinken konnten, manche schleppten sich noch mit Aufbietung der letzten Kraft… und fielen dann vor Erschöpfung tot auf den Boden.
Überhaupt lagen die Toten auf dem Boden nur so herum – ein noch nie gesehenes Bild des Grauens! … Streng bewacht waren sie von 500 – 700 SS-Personen, die wie der Teufel in Menschengestalt, schlimmer als die Hunde, die sie als stete Begleiter bei sich hatten! Sie schlugen die armen Häftlinge mit Gewehrkolben und hetzten gegen sie die Hunde, die diesen Hilflosen Kleider und ganze Fetzen Fleisch vom Leibe rissen… Es ganze Bilder zum Weinen, wenn man diese Menschen, vom Regen völlig durchweicht, verhungert unbeschäftigt bis auf die Knochen, ohne jede Nahrung, ohne Dach über dem Kopf auf dem bloßen Waldboden im frischen gefallenen, etwa 20 cm tiefen Schnee, den sicheren Tode geweiht, liegen und hilflos liegen sieht.“

 

Zusammen mit Bauern aus Degerndorf organisierte der Seelsorger Betzinger Lebensmittel, Brot, Kartoffeln und Milch, um sie den Hungernden in das Waldlager zu bringen.
Nach dem Krieg errichteten ein schlichtes Holzkreuz an der Friedhofsmauer an das Grab der KZ-Häftlinge. Geplant war, es durch ein Erinnerungsstein zu ersetzen mit der gleich lautenden Inschrift:

 

„Frieden den Opfern – Friede der Welt. Hier ruhen 28 KZ Häftlinge, die während des Zwischenaufenthaltes auf dem Marsch von Dachau nach Tirol am 28.4.1945 ihr Leben lassen mussten.“

Ende der 50er Jahre wurde eine Reihe ähnlicher Begräbnisstätten angelegt, um die Opfer an zentralen Gedenkorten zu bestatten. Im Januar 1960 wurden deshalb auch die 28 Toten von Degerndorf exhumiert. Sie ruhen heute auf dem KZ-Ehrenfriedhof in Dachau Leitenberg.
An ihrer Stelle wurde ein neuer Gedenkstein in Anlehnung die Todesmarschskulptur von Prof. Hubertus von Pilgrim. 2022 wurde auf dem selben Friedhof ein Gedenkstein aufgestellt.

Text: Max Kronawitter