Nationalsozialismus

Todesmärsche in Bayern – Quellen

Todesmärsche aus KZ-Lagern

An die Gemeinde Kreuth

Reitrain 75, den 10.4.47

Betr. Todesmärsche aus K-Z-Lagern

Im Amtsblatt Miesbach Nr. 12 vom 3.4.47 unter Nr. 721 ist angeordnet, dass die Gemeinden die Todesmärsche aus K-Z-Lagern melden sollen. Wir geben Ihnen als Augenzeuge hierzu folgendes zur Kenntnis:

Todesmarsch von ca. 300 K-Z-lern aus dem Lager Dachau nach Süden.

In der Nacht vom letzten April zum 1. Mai 1945 und zwar morgens am 1. Mai 1945 kamen in dem Bauernhof Barein, Reitrain 75 ca. 300 K-Z-ler aus Dachau bei Schneegestöber an. Der Lagerführer Trenkle, der später nach Verurteilung gehängt wurde, verlangte vom Bauern Barein mit vorgehaltenem Revolver und unter Lebensbedrohung ein einziges Pferd mit Vorspann an den Begleitwagen, um nach Himmlers Befehl mit den K-Z-lern sogleich weiter nach Süden und ins Verderben marschieren zu können. Während der Unterzeichnete Dr. Richard v. Valta, der mit seiner Familie in dem Bauernhof Barein wohnte, den Trenkle beobachtete und hinzuhalten versuchte, benachrichtigte Frau v. Valta, von Trenkle unbemerkt, den Schweizer Konsul Dr. Frey in Egern von der Not der K-Z-ler und bat um Rettung. Zwei von den K-Z-lern hatte ich mit meiner Frau gleich auf dem Speicher versteckt, mehrere Tage und Nächte betreut und versorgt, bis am 4. Mai die Amerikaner angerückt kamen, und dadurch vom Lagerführer Trenkle befreit. Am Vormittag des 1. Mai kamen auf den Hilferuf hin zweimal zwei Herren vom Schweizer Konsulat in den Bareinischen Bauernhof. Nach langwierigen Verhandlungen mit Trenkle gelang es uns, ihn davon abzubringen, nach Himmlers Befehl den Marsch nach Süden so sogleich fortzusetzen.

Die K-Z-ler blieben mehrere Tage und Nächte in dem Trenkleschen Bauernhof. Trenkle verschwand etwa am 4. Mai und daraufhin konnten die K-Z-ler durch ihre Unterführer den anmarschierenden Amerikanern nach Norden entgegengeführt werden und waren frei.

Trotz ihres Einsatzes wurden Dr. v. Valta und seine Frau von einigen Kriminellen unter den K-Z-lern erheblich bestohlen. Da der Bauernhof Barein und die nähere Umgebung von S.S.-Leuten voll war, war die Befreiungsaktion der K-Z-ler ein großes Risiko für die Familie v. Valta.

Nach den Schilderungen einiger K-Z-ler waren schon auf dem Marsch von Dachau bis in den Bareinischen Bauernhof eine größere Anzahl K-Z-ler an Erschöpfung zu Grunde gegangen. Ein spanischer K-Z-ler starb am Bauernhof und wurde von den K-Z-lern in der Nähe begraben. Wir meldeten diesen Vorfall beim Pfarramt Egern und ein anderer spanischer K-Z-ler:

 

Zu 1) In der Nacht vom letzten April zum 1. Mai 1945.

Zu 2) Von Norden, vom Lager Dachau.

Zu 3) Es ca. 300.

Zu 4) Ja, ein älterer Spanier.

Zu 5) Oben beantwortet. Ebenso 8)

Zu 10 u. 9) Von den K-Z-lern nach dem Bauernhof beerdigt

Zu 11) Bis jetzt niemand. Name des Verstorbenen unbekannt

Zu 13) Nach Himmlers Befehl sollten die K-Z-ler nach Süden noch am 1. Mai weitermarschieren. Infolge der Befreiungsaktion konnten sie aber ca. am 4. Mai nach Norden den anmarschierenden Amerikanern entgegengeführt werden.

Zu 14, 15 und 16) Der befreite Mitgefangene David Grünwald, Rottach-Egernesee Schwaighofstraße 187 1/3 und die Bauenhofbesitzereheleute Georg und Josefa Barein, Reitrain 75 sowie

die Unterzeichneten.

gez. Dr. Richard v. Valta
Lulu v. Valta

Der Gleichlaut dieser Abschrift mit dem vorgelegten Original
wird hiermit gemeindlicherseits bestätigt.

Kreuth, den 15. April 1947.

Gemeinderat Kreuth.
(Winhuber)
Bürgermeister.


Datum Ereignis00.00.0000
Datum Bericht10.04.1947
EreignisTodesmärsche aus KZ-Lagern
PLZ / Ort Kreuth
Quelle https://digitalcollections.its-arolsen.org/050301/content/pageview/304476

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