Todesmärsche in Bayern – Quellen
Umbestattung von Ungarischen Staatsangehörigen
Stadtrat Ansbach – Kriminaluntersuchungs-Abteilung
Ansbach, den 26. November 1945
Betreff: Umbettung von ungarischen Staatsangehörigen
Die fraglichen Gefangenen (Konzentrationslagerhäftlinge), die vorübergehend hier hinter dem hiesigen Schlachthof untergebracht waren, sind kurz nach den beiden Luftangriffen am 22. und 23.11.1945 auf die hiesige Stadt hier angekommen.
Es waren dies insgesamt nach einwandfreien, zuverlässigen Feststellungen 6–7 Hundertschaften. Sie wurden am hiesigen Bahnhof und in der näheren Umgebung zu Aufräumungsarbeiten verwendet. Die Vorarbeiter dieser Arbeitstrupps waren Gefangene aus den eigenen Reihen dieser Leute. Das Aufsichtspersonal waren Angehörige der SS und Militärposten.
Die Behandlung der Gefangenen durch die SS und die Posten war einwandfrei. Schlägereien, Streitigkeiten und Misshandlungen sind nur unter den Gefangenen und ihren Vorarbeitern vorgekommen und beobachtet worden.
Sie wurden in eigener Küche verpflegt. Hierzu wurden hauptsächlich Fleischkonserven von der Firma Scharff, hier, verwendet. Diese wurden vorher ärztlich untersucht und als vollständig einwandfrei befunden. Sie wurden genügend verkocht, weil sie teilweise durch die Luftangriffe etwas gequetscht und leicht beschädigt waren. Solche Konserven wurden auch nach den Luftangriffen an die hiesige Bevölkerung verteilt und von dieser verbraucht, ohne dass irgendwelche gesundheitliche Schäden eingetreten sind.
Sterbefälle sind nach den Beobachtungen unter den Gefangenen schon bei deren Ankunft, scheinbar auf dem Transport, einige vorgekommen. Es waren auch später während des hiesigen Aufenthalts derselben solche zu beobachten. Die Leichen wurden hier aus dem Lager entfernt und im hiesigen Waldfriedhof beerdigt.
Die Zahl der Todesfälle war – gemessen an militärischen Lagern und Lazaretteinrichtungen – nicht übermäßig hoch. Es ist möglich, dass Erkrankungen und Todesfälle auf eigenes Verschulden der Gefangenen zurückzuführen sind, weil sie bei den Ausgrabungsarbeiten am hiesigen Bahnhof und in der Umgebung allerlei Sachen, besonders Lebensmittel, Fleisch von gefallenem Vieh, Schweinen und sonstigen Gütern, an sich genommen und verzehrt haben. Durch die Luftangriffe waren diese Lebensmittel zweifellos teilweise verdorben und beschädigt. Die Gefangenen achteten nicht hierauf, sondern nahmen die Sachen an sich und verbrauchten sie. Dadurch sind innere Erkrankungen und Todesfälle eingetreten.
Etwas Näheres war über die Namen der Toten leider nicht festzustellen. Ungarische Staatsangehörige sollen sich unter diesen K.-Z.-Häftlingen befunden haben. Wieviel es waren, konnte nicht festgestellt werden.
Gez. Murmann
Krim. Obersekretär
Ansbach, den 27. Februar 1947
Für die Richtigkeit der Abschrift
gez. Endress
Kriminalobersekretär
| Datum Ereignis | 00.00.0000 |
| Datum Bericht | 26.11.1945 |
| Ereignis | Umbestattung von Ungarischen Staatsangehörigen |
| PLZ / Ort | 91522 Ansbach |
| Quelle | https://digitalcollections.its-arolsen.org/050301/content/zoom/296528 |
| Suchbegriff | Erkrankungen |