Todesmärsche in Bayern – Quellen
Evakuierungsprozesss
Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn VI/B.
Heilbronn (Neckar), 8. November 1946
Fernsprecher 421/22
An das
UNRRA BUREAU OF DOCUMENTS AND TRACING
Herrn Leutnant Bormann
Heilbronn, Sontheimerstr. 105
Betreff: Evakuiertentransport von politischen Häftlingen aus dem KL Neckarels.
Nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen und auf Grund von Befragungen von Gemeindemitgliedern in Neckargartach und Heilbronn ergeben sich keine Anhaltspunkte, dass die oben genannte Marschkolonne im März oder April 1945 den Stadtkreis Heilbronn passiert hat.
Es lassen sich bei Überdenken der Angelegenheit auch schlecht die Gründe finden, die die Leitung dieser Evakuiertenkolonne bewogen haben könnte, bei ihrem Marsch von Neckarsulm nach Weinsberg den Umweg über die Stadt Heilbronn zu wählen.
Aus meiner Erfahrung als ehemaliger Konzentrationslagerhäftling ist mir bekannt, dass zu jenem Zeitpunkt die SS-Führer peinlichst vermieden, die Züge der Elendsgestalten aus den Konzentrationslagern durch die großen Städte zu leiten, da sich in allen größeren Industrie-Städten um jene Zeit schon deutlich innerhalb der Bevölkerung ein Widerstand gegen die nationalsozialistischen Methoden bemerkbar machte.
Der Weg von Neckarsulm nach Weinsberg über Heilbronn würde mitten durch die Straßen der Stadt geführt haben, ein Weg der schon rein verkehrstechnisch schlecht begehbar gewesen wäre.
Ich bedauere, Ihnen in dieser Angelegenheit keine besseren Auskünfte geben zu können.
[Unterschrift]
N. Vielhauer
| Datum Ereignis | 00.00.0000 |
| Datum Bericht | 08.09.1946 |
| Ereignis | Evakuierungsprozesss |
| PLZ / Ort | 74078 Heilbronn |
| Quelle | https://digitalcollections.its-arolsen.org/050301/content/pageview/300030 |