Todesmärsche in Bayern – Quellen
Auskünfte über Ausländer
Evang. Pfarramt
Griesheim
über Stadtilm/Thür.
584/R65
Griesheim, den 3. Januar 1947.
An die
Zentrale Suchsteile, UNRRA
(16) Arolsen Kreis Waldeck
Betrifft: Auskünfte über Ausländer.
Auf Ihr an das Pfarramt Cottendorf gerichtete schreiben teile ich Ihnen für das gesamte Kirchspiel, zu dem die Gemeinden Griesheim mit Ortsteil Hammersfeld, Cottendorf, Geilsdorf und Dornfeld/Ilm gehören mit:
Anfang April 1945 wurden über unsere Landstraßen die Elendszüge aus dem Konzentrationslager Buchenwald getrieben. Zum Entsetzen der Bevölkerung bewegte sich auch einer dieser Züge durch unsere Dörfer unter SS-Bewachung. Obwohl keiner der Häftlinge mit der Bevölkerung in Berührung kommen sollte, konnte doch seitens der Einwohnerschaft mit einzelnen Häftlingen Verbindung aufgenomnan werden, wenn auch nur flüchtig. Dabei wurde festgestellt, daß sich der Zug aus Deutschen, Juden und Ausländern zusammensetzte, die durchweg tagelang nichts zu essen oder trinken bekommen hatten. Am Ortsausgang von Griesheim wurden 2 Häftlingen tot aufgefunden und am Ortseingang von Geilsdorf 3. Alle wurden zunächst von den Wachen flüchtig verscharrt, später nach dem Einmarsch der Amerikaner exhumiert und auf den Friedhöfen der beiden Gemeinden unter Beteiligung des Geistlichen mit allen Ehren und unter großer Beteiligung der Bevölkerung in Einzelgräbern beigesetzt. Leider konnte die Nationalität der Häftlinge nicht mehr festgestellt werden. Sie hatten keinerlei Papiere bei sich. So ist es durchaus möglich, das es sich um Deutsche handelt. Jedenfalls sind nunmehr die 5 Einzelgräber tadellos in Ordnung und mit einem Grabstein (jeder Grab!) versehen, der die Aufschrift trägt: Hier ruht ein unbekannter Häftling.
| Datum Ereignis | 00.00.0000 |
| Datum Bericht | 03.01.1947 |
| Ereignis | Auskünfte über Ausländer |
| PLZ / Ort | 99326 Griesheim |
| Tote | 5 |