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Gemeinde Fichtenberg

Ein SS-Kommando hatte 800 Sträflinge von Bad Friedrichshall nach Dachau im Fussmarsch zu befördern. Der Transport kam in der Frühe des 3. April 1945 hier an. Das SS-Kommando verlangte von der Gemeinde die Verpflegung der Sträflinge und des Kommandos.

Ein Weitermarsch ohne Verpflegung sei nicht mehr möglich. Der Transport hatte keinerlei Verpflegungsmittel bei sich. Die Gemeinde musste deshalb die notwendigen Lebensmittel, hauptsächlich Fleisch, liefern. Auf Veranlassung des Ortsbauernführers wurde zur Verpflegung ein Farren von Hermann Herold und eine Kuh von Karl Ortwein geschlachtet. Davon wurde der Transport am 3. April 1945 verpflegt. Das Kommando verlangte auch noch Verpflegung für den 4. April, da ein Rasttag eingelegt werden müsse. Am 4. April werde dann der Führer des Kommandos mit dem Ortsbauernführer aufs Rathaus kommen, um die nötigen Bescheinigungen über die Lebensmittel abzugeben. Der ganze Transport verschwand aber in der Nacht vom 3. auf 4. April, ohne vorher etwas zu sagen und ohne irgendeine Bestätigung über die erhaltene Verpflegung zu hinterlassen.

Die nähere Bezeichnung des SS-Kommandos konnte nicht mehr festgestellt werden. Nachforschungen waren deshalb erschwert, weil das Telefon in diesen Tagen nicht in Betrieb war bzw. eine Verbindung nicht zu bekommen war.

Die Kosten für das geschlachtete Vieh müssen auf die Gemeinde übernommen werden.

Es haben anzusprechen:

Herold, Hermann, Fichtenberg
für 1 Farren im Lebendgewicht von 9 Ztr.
je 57 RM = 513.— RM

Ortwein, Karl, Dappach
für 1 Kuh im Lebendgewicht von 11 Ztr.
je 54 RM = 594.— RM

ab Erlös aus dem übrig gebliebenen Fleisch

120 kg zu je 1,50 RM = 180.— RM
414.— RM

zusammen -: 927.— RM

Fichtenberg, den 11. Mai 1945
Der Ortsbauernführer:
gez. Ortwein.

Der Bürgermeister:
gez. Reinhardt.

Die Richtigkeit der Abschrift beglaubigt!
Fichtenberg, den 23. November 1946
Bürgermeisteramt: