Todesmärsche in Bayern – Quellen
Vorgang über KZler in Altendorf am 21./22.4.45
Altendorf, den 29. Juli 1947
An die Unters. Suchstelle in Nürnberg
Betrifft: Vorgang über KZler in Altendorf am 21./22.4.45
Heigl August, geb. am 14.10.1894, hat vom 15.3.43 bis 30.6.45 als Melder der Gendarmerie in Altendorf stationiert, hat über vorbezeichneten Vorgang folgende persönliche Wahrnehmungen gemacht:
Am Samstag, den 21.4.45 um ca. 16 Uhr stand ich auf der Straße beim Ortsausgang in Altendorf und sah, wie ein KZler-Transport zu Fuß von Willhof herkommend nach Altendorf sich in Bewegung setzte. Es waren etwa 600 bis 700 KZler, alle abgemagerte und erschöpfte Gestalten. Die Transporte waren etwa 40 SS-Männer und eine Frauenperson. Ob diese zugehörige Deutsche oder KZler-Frau war, entzieht sich meiner Kenntnis.
In der Nacht zum 22.4.45 waren die KZler in der Scheune und im Garten der Beuerswitwe Anna Hanauer in Altendorf untergebracht. Am 22.4.45 gegen 8 Uhr morgens sah ich den KZler-Transport in Richtung Naabburg sich entfernen. Ich stand um diese Zeit vor dem Hause des Gastwirts Adam Kauer und sah, wie zwei dem KZler-Transport zugehörige Frauenpersonen mit Stöcken auf einige KZler einschlugen. Dieser Vorgang hat bei den einheimischen Zuschauern Empörung und scharfe Kritik ausgelöst.
Den feindlichen Auftreten nach zu schließen, ist anzunehmen, dass es sich hier um KZler-Frauen handelt. Auch deren brutalen Gesichtsausdruck und freches Benehmen lässt diesen Verdacht gerechtfertigt erscheinen.
Am gleichen Tag, 22.4.45, gegen 11 Uhr hörte ich auf der Straße einige Schulkaben sagen, dass bei Hanauer mehrere KZler von der SS erschossen worden seien. Ich begab mich daraufhin zu Hanauer und traf dort im Hof einen KZler an, welcher der SS-Wachmannschaft entkommen war. Es war ein Pole. Die Frau Hanauer fragte mich, ob sie den KZler in Essen verbringen dürfe, was ich bejahte und den KZler entgegen meiner Dienstpflicht, frei erklärte.
Die Erschießung der KZler habe ich deshalb nicht festgestellt, um die Sache schnell und unauffällig zu machen, weil Gefahr vor Entdeckung bestand. Es befanden sich zu dieser Zeit noch viele Polizei-Truppen und auch einzelne SS-Männer in der Ortschaft, sodass erhöhte Vorsicht geboten war.
Die Beuerswitwe Anna Hanauer in Altendorf hat mir dann auf Befragen auch bestätigt, dass am 22.4.45 früh 12 KZler von einigen SS-Leuten im Stadel unter Stroh und Heu versteckt vorgefunden und diese anschließend im Garten erschossen wurden.
Über die gegenwärtige Lage der Leichen befragt, erklärt die Hanauer, dass diese in den hiesigen Friedhof gebracht wurden. Im Friedhof Altendorf sah ich dann, wie die Leichen der 12 KZler in ein Massengrab gelegt und zur letzten Ruhe bestattet wurden.
Ein SS-Wachmann hat mir erklärt, dass die KZler aus dem Konzentrationslager Buchenwald kommen und in das KZ Dachau in Marsch gesetzt wurden.
gez. August Heigl
| Datum Ereignis | 21.04.1945 |
| Datum Bericht | 29.07.1945 |
| Ereignis | Vorgang über KZler in Altendorf am 21./22.4.45 |
| PLZ / Ort | Altendorf |
| Tote | 12 |
| Quelle | https://digitalcollections.its-arolsen.org/050301/content/zoom/296404 |