Todesmärsche in Bayern – Quellen
Häftling erschossen
Betr.:
Meldung der Transporte (Konzentrationshäftlinge, Kriegsgefangene, Zivilarbeiter usw.), die den Bezirk während der Kriegszeit berührt haben – mit Einzelheiten über Zeitpunkt, Marschrichtung, Teilnehmerzahl, Bewachungsmannschaft.
Von größter Wichtigkeit sind Meldungen über besondere Vorkommnisse, die mit diesen Transporten in direkter oder indirekter Verbindung stehen.
Ich, Leiter der Dienststelle Gemeindeverwaltung in Echte, erkläre hiermit, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen alles versucht habe, über die o.a. Punkte etwas zu erfahren und habe dazu folgendes zu melden:
Es erschien auf Anforderung am Amtssitz der politisch Verfolgte Robert Junge, wohnhaft Echte Nr. 97, und machte folgende Aussage:
Die Evakuierung aus dem KZ-Lager Dora bei Nordhausen fand am Donnerstag, den 5. April 1945, statt.
Transportführer war Hauptsturmführer Müsse. Der Transport von ca. 4000 Mann wurde in Viehwagen verladen und über Tettenborn nach Osterode geführt. Es handelte sich um Häftlinge aus Polen, Frankreich, Tschechien, Deutschland und Österreich sowie Amerikaner, ohne Frauen.
Die Wachmannschaft bestand aus Volksdeutschen, deutschen und kriminellen Häftlingen mit weißen Armbinden.
Auf dem Transport starben Häftlinge an Entkräftung. In einem Waggon wurde ein österreichischer Junge erschossen. Die Toten wurden in den letzten Wagen geworfen.
Dieser Wagen wurde später unbekannt zurückgeführt.
Die Ausladung in Osterode erfolgte am 8. April 1945 gegen 8 Uhr früh.
Der Stabsarzt Dr. Baumann, wohnhaft in Osterode/Harz, war anwesend.
Die Verpflegung übernahm das Rote Kreuz. Der Marsch über den Harz nach Oker begann, ohne weitere Versorgung.
In Freiheit wurde durch den Scharführer Müller (genannt „der ewige Rottenführer“) ein Häftling erschossen und im Straßengraben verscharrt.
Ankunft in Oker am 9. April 1945 um 3 Uhr früh.
5 Uhr Abfahrt Richtung Magdeburg.
Ankunft in Ravensbrück am 14. April 1945 nach 6–7-tägigem Marsch ohne Lebensmittel.
Abgang von Ravensbrück am 26. April, 2 Mann erhielten ein Rot-Kreuz-Paket.
Ankunft in Malchow am 29. April.
Abgang Richtung Lübeck am 30. April.
Befreiung durch amerikanische Panzer am 2. Mai 1945 bei Tüps in Mecklenburg.
Der Transport bestand zu diesem Zeitpunkt noch aus etwa 3000 Mann.
Stempel:
Gemeinde Echte – Kreis Osterode
Unterschrift:
Gemeindedirektor
(Dienststellung)
| Datum Ereignis | 00.00.0000 |
| Datum Bericht | 00.00.0000 |
| Ereignis | Häftling erschossen |
| PLZ / Ort | 37589 Echte |
| Tote | 1 |
| Quelle | https://digitalcollections.its-arolsen.org/050301/content/zoom/298104 |